Eine erschreckende Bilanz

Mindestens fünfzehn Menschen sind seit 1990 in Sachsen-Anhalt von rechten und rassistisch motivierten Tätern getötet worden. Manche Opfer sind bundesweit bekannt. Andere seit vielen Jahren scheinbar vergessen. Das wollen wir mit dieser Website ändern.

Jana Lange und Kevin Schwarze

Jana Lange und Kevin Schwarze wurden am 9. Oktober 2019 im Alter von 40 und 20 Jahren in Halle (Saale) von einem Rechtsterroristen ermordet.

Jana Lange war 40 Jahre alt, als sie am 9. Oktober 2019 beim Passieren der Synagoge in der Humboldtstraße in Halle (Saale) von einem Rechtsterroristen erschossen wurde. Kevin Schwarze wurde im Alter von 20 Jahren am selben Tag während seiner Mittagspause im Kiez Döner in der Ludwig-Wucherer-Straße erschossen.

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Rick Langenstein

Rick Langenstein wurde am 16. August 2008 in Magdeburg-Reform von einem Neonazi angegriffen und tödlich misshandelt.

Rick Langenstein wurde gerade einmal 20 Jahre alt. Ein Jahr vor der Tat hatte er sein Abitur am Sophie-Scholl-Gymnasium in Magdeburg absolviert und war nun kurz davor, sein Studium an der Kunsthochschule Braunschweig zu beginnen. Freund*innen beschreiben ihn als einen lebenslustigen, nachdenklichen, liebevollen und fürsorglichen Menschen, der gerne Sport trieb und ein begabter Maler und Zeichner war.

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Hans-Joachim Sbrzesny

In der Nacht des 1. August 2008 wurde der 50-jährige Hans-Joachim Sbrzesny in einem Park in Dessau-Roßlau von zwei Neonazis getötet.

Hans-Joachim Sbrzesny lebte bereits im Kleinkindalter in einem Kinderheim. Infolge einer geistigen Beeinträchtigung verließ er die Schule ohne Abschluss. Zu DDR-Zeiten wurde er daraufhin als sog. Teilfacharbeiter angelernt und in verschiedenen Bereichen als Hilfsarbeiter angestellt. Nach der Wende lebte er immer wieder im öffentlichen Raum oder fand Zuflucht in einer Obdachlosenunterkunft. Die letzen sieben Jahre seines Lebens wohnte er in einem Heim der Paul Riebeck Stiftung in Halle. Der Bereichsleiter der Stiftung beschreibt Hans-Joachim Sbrzesny als „Überlebenskünstler“ und kontaktfreudigen Menschen.

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Martin Görges

Martin Görges war 46 Jahre alt, als er in Burg (Jerichower Land) von vier Jugendlichen misshandelt und getötet wurde.

Über Martin Görges ist nur wenig bekannt. Er war gelernter Maurer und schon einige Zeit vor seinem Tod arbeitslos. Im Jahr 2000 war Martin Görges vom Landgericht Stendal wegen schweren sexuellen Missbrauchs an seiner damals sechsjährigen Stieftochter zu einer eineinhalbjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Er war alkoholabhängig und wurde von einer Sozialarbeiterin betreut. Der 46-Jährige lebte zuletzt ohne festen Wohnsitz und schlief oft bei einem Kumpel.

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Andreas Oertel

Andreas Oertel starb am 21. März 2003 im Alter von 40 Jahren nachdem er über zwei Tage in seiner Wohnung in Naumburg von einer Gruppe misshandelt und ausgeraubt wurde.

Am späten Abend des 21. März 2003 starb er nur wenige Minuten nach dem letzten Überfall an den schweren Kopf-, Gesichts- und inneren Verletzungen.

Andreas Oertel wuchs in Halle (Saale) auf. Er war Einzelkind und seine Eltern sind früh verstorben. Seit Anfang der 1990er Jahre lebte er zunächst in einem Caritas-Wohnheim in Heiligenkreuz und später in Naumburg (Burgenlandkreis) in einer eigenen Wohnung. Nachdem bei ihm eine intellektuelle Minderbegabung sowie eine Alkoholabhängigkeit festgestellt worden waren, wurde ihm Ende 1994 ein Betreuer beigeordnet. Über zehn Jahre arbeitete er in einer Holzwerkstatt des Behindertenwerks der Caritas, wo er als zuverlässig und ordentlich galt.

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Willi Worg

Der 38-jährige Willi Worg wurde am 25. März 2001 in Milzau (Saalekreis) von fünf jungen Männern misshandelt und starb drei Tage später an seinen schweren Verletzungen.

Über das Leben und die Persönlichkeit Willi Worgs ist uns nur wenig bekannt. Er arbeitete eine Zeit lang als Bauarbeiter und wurde frühzeitig verrentet. Willi Worg wird als ruhige Person beschrieben, die jedem Streit aus dem Wege ging. Er hinterließ eine Schwester.

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Alberto Adriano

Alberto Adriano war 39 Jahre alt, als er am 11. Juni 2000 in Dessau von drei Neonazis angegriffen wurde. Er starb wenige Tage später infolge seiner schweren Verletzungen.

Alberto Adriano war 1988 als einer der letzten sogenannten Vertragsarbeiter aus Mosambik in die damalige DDR gekommen. Er arbeitete in Dessau als Fleischermeister. 1990 lernte er seine spätere Ehefrau Angelika kennen, das Ehepaar bekommt drei Kinder. Alberto Adrianos ältester Sohn Belarmino, der zum Zeitpunkt der Ermordung seines Vaters gerade einmal acht Jahre alt war, beschreibt seinen Vater als „konsequent, immer nett, fürsorglich“.

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Helmut Sackers

Helmut Sackers war 60 Jahre alt als er am 29. April 2000 von einem neonazistischen Skinhead erstochen wurde.

Helmut Sackers, Kaufmann aus Kleve (Nordrhein-Westfalen) und Sozialdemokrat, hatte wenige Tage vor seinem Tod in Halberstadt seinen 60. Geburtstag gefeiert. Seine damalige Lebensgefährtin beschreibt Helmut Sackers als einen couragierten Menschen, der viel diskutiert und an Toleranz und Demokratie geglaubt hat. „Für diese Werte hat Helmut Sackers sein Leben gelassen“, so die Angehörigen.

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Jörg Danek

Jörg Danek war 39 Jahre alt, als er am 29. Dezember 1999 von einem Trio unweit des S-Bahnhof Halle-Neustadt tödlich misshandelt wurde.

Der seinem sozialen Umfeld auch aufgrund seiner Brille unter dem Spitznamen „Professor“ bekannte, geistig behinderte Jörg Danek lebte in Halle-Neustadt. Über seinen Werdegang, seine Persönlichkeit, Hobbys oder Interessen haben wir bislang keine Informationen.

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Hans-Werner Gärtner

Hans-Werner Gärtner war 37 Jahre alt, als er am 8. Oktober 1999 in Löbejün (Saalekreis) und Umgebung von drei Männern zu Tode gequält wurde.

Bekannte beschreiben Hans-Werner Gärtner als freundlichen, schüchtern wirkenden Mann, der nach einer Hirnhautentzündung in jungen Jahren eine leichte geistige Behinderung zurückbehielt und deshalb oft „zu vertrauensselig“ gewesen sei. Dennoch gelang es Hans-Werner Gärtner erfolgreich, die Schule und eine Ausbildung zum Gärtner abzuschließen und ein überwiegend selbstständiges Leben zu führen. Einige Zeit vor seiner Ermordung hatte Hans-Werner Gärtner eine Anstellung verloren. Er verbrachte viel Zeit damit, seinem Onkel bei dessen kleiner Landwirtschaft zu helfen und auf öffentlichen Grünflächen und in Lebensmittelcontainern Futter für dessen Kleintiere zu sammeln, welches er in seinem Fahrradanhänger transportierte.

 

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Frank Böttcher

Der 17-jährige Punk Frank Böttcher wurde am 8. Februar 1997 in der Magdeburger Plattenbausiedlung Neu-Olvenstedt von einem gleichaltrigen Naziskinhead erstochen.

Ein Jahr vor seinem Tod war Frank Böttcher zu seinem Bruder in eine betreute Wohngemeinschaft in Magdeburg-Stadtfeld gezogen und hatte dort ein berufsvorbereitendes Jahr begonnen. Zuvor hatte er in mehreren Kinderheimen gelebt. Erst wenige Wochen vor der Tat hatte er sich eine Irokesen-Frisur zugelegt und seine Haare rot gefärbt. Sein Bruder Peter Böttcher und seine Freund*innen beschreiben ihn als einen ruhigen Menschen, der nicht einmal einer Fliege etwas zu leide tun konnte.

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Eberhart Tennstedt

Der 43-jährige Eberhart Tennstedt ertrank am 5. Mai 1994 nachdem er von drei jungen Männern drangsaliert und in einen kalten Fluss getrieben wurde.

Eberhardt Tennstedt lebte in Quedlinburg (Harz) schon lange Zeit auf der Straße. In der Nacht vom 5. Mai 1994 wurden er und ein weiterer Obdachloser von drei jungen Männern drangsaliert und schließlich in einen kalten Fluss getrieben. Der 43-Jährige ertrank. Zu dem Menschen Eberhart Tennstedt ist leider lediglich bekannt, dass er an einer chronischen Alkoholkrankheit litt.

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Matthias Lüders

Der 23-jährige Matthias Lüders wurde am 24. April 1993 bei einem Überfall von Naziskins auf eine Diskothek in Obhausen (Saalekreis) tödlich verletzt.

Matthias Lüders war 23 Jahre alt und absolvierte gerade seinen Wehrdienst, als er bei einem Überfall von Naziskins auf eine Diskothek am 24. April 1993 in Obhausen (Saalekreis) so schwer am Kopf verletzt wurde, dass er zweieinhalb Tage später im Krankenhaus starb.

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Torsten Lamprecht

Torsten Lamprecht wurde am 9. Mai 1992 im Alter von 23 Jahren bei einem Überfall von Naziskins auf Punks in Magdeburg tödlich verletzt. Er starb zwei Tage später, am 11. Mai 1992.

Schon zu DDR-Zeiten war Torsten Lamprecht Punk. Freund*innen beschreiben „Lampe“ als einen zuverlässigen Freund mit einem ganz eigenen Sinn für Humor. Kurz vor dem Angriff hatte er eine Lehrstelle als Gärtner in Nordrhein-Westfalen erhalten, auf die er sich sehr freute.

 

 

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