zurück zu Torsten Lamprecht

Auch 22 Jahre nach Angriff auf die „Elbterrassen” erinnert das Bündnis gegen Rechts Magdeburg in unmittelbarer Nähe des Tatortes erneut an den von neonazistischen Skinheads ermordeten Punk Torsten Lamprecht.

Das Bündnis gegen Rechts Magdeburg erinnerte am Freitag, 9. Mai 2014 um 16 Uhr mit einer Kranzniederlegung an den Angriff auf die „Elbterrassen“ und den dabei von neonazistischen Skinheads ermordeten Torsten Lamprecht und lud zur Gedenkveranstaltung an der Brücke am Wasserfall/Ecke Torsten-Lamprecht-Weg ein. Der Veranstaltungsort befindet sich in unmittelbarer Nähe der ehemaligen „Elbterrassen“.

Zum Hintergrund

Am Abend des 9. Mai 1992 feierten etwa 30 Jugendliche der Magdeburger Punk-Szene den Geburtstag eines Freundes in der Gaststätte „Elbterrassen” im Stadtteil Cracau.
Kurz vor Mitternacht rissen etwa 60 neonazistische Skinheads das Tor zum Gelände auf und begannen unvermittelt mit Baseballschlägern auf die Feiernden einzuschlagen. Einer der Angreifer schoss mit Leuchtkugeln auf die panisch fliehenden Gäste. Während des 30-minütigen Angriffs riefen die Neonazis immer wieder Parolen wie „Heil Hitler!” und „Sieg Heil!”. Der Betreiber der „Elbterrassen” schilderte später seine Eindrücke des Überfalls gegenüber der Magdeburger Volksstimme: „Keiner von uns wusste, was hier eigentlich passierte. Es war, als ob ein Krieg ausbrach.“ Da das Telefon nicht funktionierte, kletterte er über eine Mauer um Hilfe zu holen. In einer Nebenstraße traf er auf mehrere Streifenpolizisten. Diese verweigerten jedoch jegliche Unterstützung mit den Worten „Wir sind zu wenig Leute.” Erst als die Angreifer bereits weg waren, traf die Verstärkung der Polizei am Ort des Geschehens ein. Dort versorgten bereits mehrere Notärzte die zum Teil schwerverletzten Partygäste. Acht von ihnen mussten in ein Krankenhaus eingeliefert werden – darunter Torsten Lamprecht. Er erlag am 11. Mai 1992 seiner schweren Schädelfraktur.

Immer wieder wurden Anfang der 1990er Jahre Punks, Migrant*innen und linke Jugendliche von Neonazis und Rassisten zusammengeschlagen. Neonazis überfielen Treffpunkte von Punks wie den „Knast” in Magdeburg-Neustadt und linke Wohnprojekte in Stadtfeld. Der Überfall auf die „Elbterrassen” stellte den traurigen Höhepunkt dieser Reihe von rechten Angriffen dar. Jahre später beschrieb ein Freund des ermordeten Torsten Lamprecht den Angriff als tiefen Einschnitt: „Aber seit dem 9. Mai 1992 ging es um Leben und Tod.”

Dauerhaftes Gedenken

Der Teil der Burchardstraße, der an den damaligen „Elbterrassen“ entlangführte, wurde im letzten Jahr in „Torsten-Lamprecht-Weg“ umbenannt. Das Bündnis gegen Rechts Magdeburg wird vor Ort einen Gedenkstein aufstellen. Hierfür sowie für die Erneuerung des Gedenksteines für Frank Böttcher sammelt es weiterhin Spenden auf sein Konto: Stadtsparkasse Magdeburg, Kontonr.: 372 536 46, BLZ 810 532 72.