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80 Teilnehmende gedachten am 11. Juni 2018 Alberto Adrianos, Hans-Joachim Sbrzesnys und allen Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt.

TAG DER ERINNERUNG am 11. Juni 2018 im Dessauer Stadtpark

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40 Menschen haben sich dann vom Stadtpark auf den Weg zum Dessauer Hauptbahnhof gemacht. Dort steht auf einer Bank ein eingerahmtes Erinnerungswort für Hans-Joachim Sbrzesny. Genau auf jener Bank, an der für den damals 50-Jährigen im August 2008 sein Martyrium begann.

Jana Müller vom hiesigen Alternativen Jugendzentrum (AJZ) spricht auch im Auftrag des Paritätischen Landesverbandes Sachsen-Anhalt. An jenem 01. August 2008 schlief der an einer psychischen Erkrankung leidende Hallenser Hans-Joachim Sbrzesny auf der Parkbank, als die beiden polizeibekannten und wegen Gewaltdelikten vorbestraften Neonazis Sebastian K. und Thomas F. unvermittelt und mit äußerster Brutalität auf den Wehrlosen einschlugen. Für Jana Müller sind die Bezüge zur deutschen Geschichte dabei unverkennbar: „In das menschenverachtende Weltbild der Täter passen keine kranken und wohnungslosen Menschen. Ihre Ideologie ist geprägt von sogenannten Rassentheorien und sogenannter Rassenhygiene“. Nur 40 Kilometer von diesem Tatort entfernt, in Bernburg, wurden durch die Nationalsozialisten über 9.000 Menschen in einer Gaskammer ermordet, weil sie tatsächlich oder vermeintlich physisch oder psychisch krank waren und nicht der „Norm“ entsprachen. In der ausgrenzenden Logik der nationalsozialistischen „Volksgesundheit“ wurde „unwertes Leben“ definiert, dass damit der Vernichtung anheimfallen konnte. Heute wird diese Vorstellung Sozialdarwinismus genannt und ist ein Ideologiemerkmal der extremen Rechten.


Jana Müller weist auf die historischen Bezüge der Mordtaten hin

Der Mord an Hans-Joachim Sbrzesny ist bei Weitem kein Einzelfall. Nur 22 Tage nach der Tat am Dessauer Hauptbahnhof, so Jana Müller weiter, verprügelte ein 18-jähriger Rechtsextremist den Wohnungslosen und schlafenden Karl-Heinz Teichmann auf einer Leipziger Parkbank so brutal, dass der 59-Jährige zwei Wochen später im Krankenhaus starb. Die ganze Dimension dieses Hasses gegen sozial Schwache kommt auch in einem Interview von Werena Rosenke, der Geschäftsfüherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe zum Ausdruck, aus dem die AJZ-Mitarbeiterin zitiert: „Die Opfer sind überwiegend ältere, wohnungslose Männer. Sie fallen ihren Peinigern auf Parkbänken, an Bushaltestellen oder Picknickplätzen in die Hände“.

Für Jana Müller steht auch vor dem Hintergrund, dass Gerichte oftmals bei solchen Taten die rechtsextreme Motivation der Täter nicht als handlungsleitend einstufen, unmissverständlich fest: „Morde wie die an Hans-Joachim  Sbrzeny und Karl-Heinz Teichmann werden nicht wegen schlechter Laune oder Alkoholeinfluss verübt, sondern sind Resultat eines menschenverachtenden Neonazismus“. Dem Aufruf, dass in der Gesellschaft Hilfsangebote für kranke und wohnungslose Menschen ausgebaut gehören, schickt sie eine universale Botschaft hinterher: „Wenn Menschenrechte bedroht oder missachtet werden, müssen wir Widerstand leisten. Die Würde aller Menschen ist unantastbar“.

In tiefer Trauer wird sich vor Hans-Joachim Sbrzeny verneigt.

(veröffentlicht von Projekt GegenPart. Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt, vollständiger Artikel unter Bericht Projekt GegenPart)